Geschichte & Philosophie

ereits die älteren Upanishaden (ca. 700 v. Chr.) beschreiben Atemübungen und das Zurückziehen der Sinne (Pratyahara) in den Atman als Hilfsmittel der Meditation (Dhyana). Die mittleren Upanishaden, die um 400 v. Chr. entstanden, erwähnen mehrfach den Begriff Yoga und auch die wesentlichen Elemente des späteren Yoga-Systems. Der Yoga stand hierbei in enger Verbindung mit den Theorien, wie sie das philosophische System des Sankhya entwickelte, und bildete seine praktische Weiterführung.

Im Mahabharata um ca 300 v. Chr. nimmt der Yoga bereits einen bedeutenden Platz ein und wird als praktisches Gegenstück zum theoretischen Sânkhya erwähnt. Während im Mahabharata und in den älteren Puranas Kapila und andere als Begründer des Yogas genannt werden, erscheint an dieser Stelle in jüngeren Puranas Patanjali. Es darf jedoch angenommen werden, dass Patanjali die überlieferten Yoga-Lehren im 2. oder 4. Jahrhundert v. Chr. zusammenfasste. Sein Werk besteht aus 194 kurzen, auf vier Bücher verteilten Merksprüchen (Sutras).

Die klassischen indischen Schriften beschreiben vier Yogawege:

* Raja Yoga
nennen sich die meditativ orientierten Stufen des Achtgliedrigen Yoga nach Patanjali (auch Ashtanga Yoga genannt: „Ashta“ = acht, „Anga“ = Teile).
* Jnana Yoga (Yoga der Erkenntnis, intellektuelle Richtung)
* Karma-Yoga (Yoga der Tat, des selbstlosen Handelns)
* Bhakti Yoga (Yoga der Verehrung/Hingabe an Gott bzw. eine Ishta devata)

Ursprünglich war Yoga ein rein spiritueller Weg, der vor allem die Suche nach Erleuchtung durch Meditation zum Ziel hatte. Die vielen Asanas entstanden erst im Laufe der Zeit. Ihr vorrangiges Ziel ist, den Körper so zu kräftigen und zu mobilisieren, dass er möglichst beschwerdefrei über einen längeren Zeitraum im Meditationssitz - z. B. Lotossitz - verweilen kann.
Mit der Zeit erkannte man immer mehr die positive Wirkung der körperlichen Übungen auf das gesamte Wohlbefinden des Menschen. Die Asanas wurden weiterentwickelt, und die körperliche Betätigung im Yoga bekommt in unserer Zeit einen immer höheren Stellenwert. Einen ersten Niederschlag findet diese Entwicklung in der Entstehung des Hatha Yoga. Die „Hatha Yoga Pradipika“, ein Text aus dem 15. Jahrhundert, legt die Techniken dar, die den Körper, als effektives Mittel zum Erreichen der existentiellen und spirituellen Ziele des Yoga, einbeziehen. Der dort genannte Raja Yoga ist eine auf dem Hatha Yoga fußende Yogalehre, die spirituelle Ziele betont.

Der achtfache Pfad des Patanjali

Yoga ist eines der sechs klassischen indischen Philosophiesysteme, den "Darsanas". Allerdings ist es keine nur theoretische Philosophie nach abendländischem Verständnis, sondern eine praxis- und erfahrungsorientierte Philosophie. Das "Yoga - Darsana" beinhaltet in erster Linie die Yoga-Sutras (Aphorismen) des Patanjali und die dazugehörige Kommentarliteratur. Die Yoga-Sutras des Patanjali sind einer der ältesten und wichtigsten Texte, die sich ausschließlich mit Yoga beschäftigen.

Patanjali stellt fest, was den Menschen in seiner Selbsterkenntnis und seinem Wachstum behindert, und zeigt einen Übungsweg auf, um das dadurch verursachte Leid zu überwinden. Dazu beschreibt er weniger detaillierte Yoga-Übungen, als zu Grunde liegende Erkenntnisse und Prinzipien.

Als Definition und gleichzeitig Ziel des Yoga heißt es bei Patanjali:
"yogas citta vritti nirodah", das bedeutet: Yoga ist jener innere Zustand, in dem die seelisch-geistigen Bewegungen zur Ruhe kommen.

Dazu soll der achtfache Pfad führen. Seine acht aufeinander aufbauenden und sich gegenseitig durchdringenden Glieder sind:

* Yama und Niyama: ethische Grundwerte als allgemeine Richtlinien
* Asana: rechte Sitzhaltung
* Pranayama:
Atemlenkung
* Pratyahara: Zurückziehen der Sinne nach innen
* Dharana, Dhyana und Samadhi: Sammlung, Meditation